Fingertipp und Daumengrün in Bookholzberg

Nein, er stammt nicht von Bigfoot. Den riesigen Daumenabdruck im Weser-Marschland im Ganderkeseer Ortsteil Bookholzberg westlich Delmenhorst hat eine Gruppe von Jugendlichen in den Jahren 2000 / 2001 in den Sand gebuddelt. Auslöser war die Tatsache gewesen, dass eine alte Sandgrube des Kalksandsteinwerks Bookholzberg zur Renaturierung anstand. Ideengeber für das Jugendprojekt war die Künstlerin Gertrud Mach aus Jever gewesen. Aufgrund ihrer Anregungen hatten die jungen Leute Wälle aufgeschüttet und Gräben ausgehoben, und zwar alles so, dass es von oben aus großer Entfernung wie die Rillen in der Haut eines menschlichen Daumens aussieht. Das Projekt hatte die gewünschten Folgen: Das künstlerisch inspirierte terrestrische ‚Terraforming‘ schuf eine große Anzahl von Kleinklimazonen, die seitdem vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. So konnte auf einem Kunstwerk wieder ein Stück Natur Einzug halten. Vor kurzem wurde störendes Gebüsch entfernt, so dass der ‚Daumenabdruck‘ wieder aussieht wie zu Anfang.

Der grüne Daumen ist nicht das einzige Stück Natur in und um Bookholzberg, das zu sehen sich lohnt. Der Hasbruch vor den Toren der Ortschaft ist eine 627 Hektar große Naturlandschaft, bewachsen vor allem mit Eichen und Buchen. Mit einem Alter von rund 1200 Jahren ist hier die Friederikeneiche als älteste Eiche ganz Niedersachsens zu bestaunen. Der Wald, heute weitestgehend naturbelassen, wurde jahrhundertelang so stark wirtschaftlich genutzt, dass er lange in Gefahr war. Um 1830 wurde damit begonnen, aus dem Gelände wieder einen Hochwald zu machen. Heute wird er bewohnt von über 1500 Tier- und Pflanzenarten. Wander- und Reitwege erlauben es den Besuchern, die Natur zu genießen. Mitten im Wald werden sie auf eine unter Denkmalschutz stehende Jagdhütte von 1857 stoßen und auf einen 1910 gebauten Aussichtsturm.

Bookholzberg, einer von 25 Ganderkeseer Ortsteilen, hat wie die Nachbarorte und der Kernort selbst noch viele andere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Archäologisch, historisch und architektonisch Interessierte werden hier fündig. Etwa entlang der Ortsteile Bookholzberg, Rethorn, Stenum und Hoyenkamp verläuft die Abbruchkante des Urstromtals der Weser. Der Boden birgt allerhand Urgeschichtliches. Von über 7000 Funden, die 2012 bis 2015 gesichert wurden, sind etliche in einer Dauerausstellung im Rathaus zu sehen. Im Freien bis heute nicht zu übersehen sind einige noch vorhandene Hünengräber, eines von ihnen westlich Ganderkesee nahe der Autobahnauffahrt, wo auch der Flugplatz einen Besuch lohnt, und sei es nur wegen der Promis, die gerne dort landen, um möglichst unauffällig zu ihren Auftritten nach Bremen zu gelangen. Auch der Flugbetrieb ist interessant, den man vom Restaurant aus beobachten kann.
Bauliche Sehenswürdigkeiten sind etwa die rund 1000 Jahre alte Gaukirche in Ganderkesee mit ihrer 1699 erbauten Arp Schnitger-Orgel, 2004 / 2005 aufwendig restauriert. Sehenswert in Rethorn sind der ‚Kamerner See‘ ein ehemaliger Tonstich, das Backhaus – und das ‚Oldenburger Vieh‘, eine hornlose Hornviehart.

In Bookholzberg selbst lohnt sich ein Besuch der Kirche St. Bernhard, benannt nach Bernard von Clairvaux: Mönch, Mystiker, Diplomat und der letzte der Kirchenväter. Zum Nachdenken zu empfehlen ist die NS-Kultstätte Stedingsehre mit Freilichtbühne. Die Gebäude sind allerdings nicht öffentlich zugänglich.

Was auf jeden Fall einen Besuch wert ist, das ist die Gastronomie in Bookholzberg und den anderen Ortsteilen von Ganderkesee.

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